Meditation hat von je her in vielen Kampfsportarten eine große Rolle gespielt und tut dies auch heute noch. Viele Kampfsportarten wie Taekwondo, Judo, Jiu Jitsu, Karate, Aikido, Kendo, Kung Fu aber auch Capoeira haben allesamt mehr oder weniger meditative Elemente. Es kommt dabei auf den jeweiligen kulturellen Background der ausgeübten Kampfkunst an, in welcher Form und wie intensiv eine Meditation betrieben wird.
Meditation als Bestandteil des Trainings
Meditation ist bei vielen Kampfkünsten Bestandteil des Trainings. So wird den Trainierenden innere Ruhe und Aufmerksamkeit verliehen. Schon die Ausübung bestimmter Kampfkünste ist meditativ, da man sich einem Regelsystem, Ritualen und einer Philosophie zu unterwerfen hat. So haben unterschiedliche Kampfsportarten auch unterschiedliche Formen der Meditation. Deshalb ist die Meditation bei Capoeira eine andere als bei einer Kampfsportart wie Taekwondo.
Der Austragungsort als Ort der Ruhe
Sehr wichtig ist der Ort der Austragung des Kampfes. So gibt es bei den japanischen Kampfkünsten das sogenannte Dojo, beim Taekwondo das Dojang. Das sind die Orte, an denen die Schüler ausgebildet und die Kämpfe ausgetragen werden. Hier herrscht idealerweise absolute Ruhe vor und nach den Kämpfen. Vor dem Betreten eines solchen Ortes ist eine Verbeugung üblich. Bei Capoeira hingegen spielt Musik eine große Rolle.
Die unterschiedlichen Formen der Meditation
Meditation dient bei Kampfkünsten dazu, sich auf den Kampf und auf das Training vorzubereiten. Unter Meditation versteht man auch bei Kampfkünsten Achtsamkeits- und Konzentrationsübungen, bei denen das Individuum zu sich findet und sich im Innersten vorbereitet. Bei vielen Kampfsportarten gibt es wirkliche Meditation, bei anderen nur ansatzweise. Es kommt dabei auf Stilrichtungen und Trainer an, inwieweit die wirkliche Meditation praktiziert wird. Beim Capoeira beispielsweise – ursprünglich aus Brasilien – besteht das meditative Element in der Musik, dem Klatschen und dem Singen, also ganz anders als bei fernöstlichen Kampfkünsten. Das Ganze wirkt manchmal tranceartig.
In der Ruhe liegt die Kraft
Beim Karate beispielsweise wird das meditative Element besonders deutlich. Wie bei vielen anderen Kampfkunstarten auch beginnt ein richtiges Karatetraining traditionell mit einer kurzen Meditation, die vom Trainer oder Lehrer (Sensei) geleitet wird. So wird sich auf das Training vorbereitet und vom bisherigen Tagesablauf abgeschaltet. Dabei setzen sich alle auf die Unterschenkel, legen die Hände auf die Oberschenkel und schließen die Augen. Die Gedanken sollten dabei ganz auf den Atem gerichtet sein. In einigen Schulen werden sogar die Atemzüge im Stillen mitgezählt. Alle bleiben solange ruhig bis das Signal zum Öffnen der Augen gegeben wird. Am Ende des Trainings erfolgt das gleiche Prozedere noch einmal: Wieder hinsetzen, Arme auf die Oberschenkel und Augen schließen. Eine vernünftige Meditation ist damit eine gute Grundlage für ein erfolgreiches Training. Ferner spielt der Respekt vor dem Gegner eine große Rolle. Das lässt sich auch durch gemeinsames Meditieren üben wie etwa beim Kung Fu.
Meditation als innerer Weg und Kampfvorbereitung
Während man bei einem realen Kampf nicht die Möglichkeit hat, sich meditativ auf den Kampf vorzubereiten, ist dies im Training durchaus möglich. Die Trainingsgruppe meditiert gemeinsam und kann dadurch auch das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Ein Karatetraining ohne Meditation am Anfang und am Ende wird deshalb auch nicht als vollständiges Training empfunden. Und einem Capoeira-Training ohne Musik, Klatschen und Gesang fehlt die richtige spirituelle Grundlage. Dadurch unterscheiden sich Kampfkunstarten wie Taekwondo, Karate, Capoeira und viele weitere von nicht meditativ orientierten Kampfsportarten wie Boxen, Ringen oder auch Fechten. Die Philosophie ist eine ganz andere: Der Weg ist das Ziel.