Wer in helfenden Berufen arbeitet, ob angestellt oder selbständig, kennt das Aufgehen in der Fürsorge für andere. Manchmal kann das so weit gehen, dass man sich verausgabt und womöglich in einen Burn-Out hineinrutscht. Sich selbst fremd wird und den anderen um einen herum.
Franziska Muri zeigt in „Selbstfürsorge – Die 7 Geheimnisse des liebevollen Umgangs mit dir selbst“, dass es soweit nicht kommen muss. Zwar hat die Autorin ihr Buch nicht explizit für Menschen in helfenden Berufen geschrieben und auch nicht für Burn-Out- oder Depressionspatienten, doch sind die Tipps in diesem kleinen Buch auch für diese geeignet. Es sind nämlich behutsame Annäherungen und kleine Schritte, deren Tiefe sich nach und nach offenbart, die von der Autorin angeboten werden. Franziska Muri kennt zudem die Situation von Selbständigen: sie arbeitet selbst als freie Lektorin für verschiedene Verlage. Zugleich ist die Kultur- und Geisteswissenschaftlerin als Coach tätig; sie arbeitet mit „The Work“ von Byron Katie. Somit kennt Muri auch die Sorgen von Menschen, die erschöpft sind, Hilfe für sich und neue Kräfte suchen.
Die Widmung des Buches zeigt bereits die Prämisse, die Haltung, von der Franziska Muri ausgeht und die den Geist des Ganzen ausmacht: dem „freundlichen Universum“ widmet die Autorin das Selbstfürsorge-Buch. Was für eine Einladung, diese Perspektive einzunehmen, die Welt und sich selbst von einer anderen Warte aus zu betrachten. Könnte es möglicherweise so sein: das Universum als freundlicher Ort? Wo doch die täglichen Nachrichten auf vielen Kanälen und Ebenen oft alles andere als das verkünden? Eben, weil es sich so verhält, ist Franziska Muri die Selbstfürsorge wichtig, nicht nur als „Arsenal von Praktiken, die man nutzen kann, sich guttun zu wollen“, wie sie schreibt. Auch wenn die kapitelweise Aufteilung des Buches genau den Eindruck macht, hier ginge es um einen Koffer mit sieben Werkzeugen, die man nur anzuwenden bräuchte und schon wäre alles gelernt und erreicht, was man für die Selbstfürsorge benötigt. Nein, Franziska Muri stellt klar, dass Selbstfürsorge eine innere Haltung ist – und zudem eine, die lebenslang eingeübt werden will. Sie grenzt zugleich die Selbstfürsorge sowohl von Selbstoptimierung als auch von egoistischem Um-Sich-Selbst-Kreisen ab, wie sie mit einem Augenzwinkern formuliert: „Selbstfürsorgliche Menschen sind solche, die es mit sich ernst meinen und sich dabei doch nicht so wichtig nehmen.“
Franziska Muri fügt in ihr zunächst unspektakulär erscheinendes Buch immer wieder neuere Ergebnisse und Erkenntnisse der Hirnforschung ein, ebenso wie solche aus der sogenannten „Positiven Psychologie“ und der Achtsamkeits- und Meditationsforschung. Spielerisch leicht sind sie in die einzelnen Kapitel hineingestreut, wie überhaupt die zahlreichen Anregungen und Übungen, mit denen die Autorin immer wieder kurze Impulse gibt. Impulse, um inne zu halten und nachzuspüren, aber auch um aktiv zu werden und hinaus zu gehen. Im ganzen Buch finden sich die Polaritäten, zwischen denen das Leben schwingt, wie ein Einatmen und Ausatmen. Die kleinen Schritte und Übungen können in den Alltag eingefügt werden, wie etwa die Übung, sich via Handy-App oder Timer jede Stunde daran erinnern zu lassen, ob man überhaupt noch oder richtig atmet. Ausprobieren lohnt sich und kann überraschende Einsichten bringen. Ebenso gibt es Übungen zur Entschleunigung, wie etwa jene, zwischen den einzelnen Schritten des Tages, wie dem Ankommen von der Arbeit nach Hause, sich einfach mal fünf Minuten in Ruhe hinzusetzen und sich selbst zu spüren, ehe man gleich wieder den nächsten Schritt in Angriff nimmt. Eine Morgenroutine gibt es ebenfalls, und, last but not least, ist die Absicht der Autorin, dass alle diese Übungen dazu helfen mögen, letztliche eine innere Haltung, ein inneres Gestimmtsein zu entwickeln – aus dem heraus die Selbstfürsorge sprudeln kann.
Die sieben Kapitel in „Selbstfürsorge“ bauen aufeinander auf. Die in ihnen enthaltenen Übungen führen immer weiter in die Tiefe und die Weite, bis dahin, wo letztlich die Verbundenheit nicht nur mit sich selbst stehen könnte oder die mit anderen Menschen, sondern die Verbundenheit mit den Tieren, der Natur und zuletzt dem Planeten Erde. Schließlich scheint es eine logische, eine organisch sich entwickelnde Konsequenz, die aus der Selbstfürsorge resultiert. Franziska Muri beschreibt das auf eine feine, überzeugende Weise. In der von ihr genannten Verbundenheit treffen sich „Selbstfürsorge und Weltfürsorge, aufs Schönste vereint“, wie sie es formuliert.
Einschätzung der Reiki Magazin Redaktion:
Aktuell, praxisorientiert, hilfreich!
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