Was ist Anthroposophische Medizin?
Der Name kommt aus dem Griechischen: Anthropos = Mensch, Sophia = Weisheit und bezeichnet eine medizinische Richtung, die auf den Lehren des Dr. Rudolf Steiner basiert.
Die Anthroposophische Medizin wurde 1920 von Rudolf Steiner in Zusammenarbeit mit der Ärztin Ita Wegman und anderen Ärzten begründet. Sie ist aus der anthroposophischen Geisteswissenschaft hervorgegangen aber nicht ganz so bekannt wie beispielsweise der pädagogische Zweig der durch die Waldorfschulen repräsentiert wird. In seinem medizinischen Konzept sah Steiner, dass die Schulmedizin in ihrer vorwiegend körperlichen Vorstellung des Menschen dringend der Erweiterung bedarf. Als Erweiterung und nicht als Alternative sollte sie auch verstanden werden.
Für die anthroposophische Medizin stehen nicht Symptome, sondern die möglichst umfassende Berücksichtigung des Menschen nach Körper, Seele und Geist im Vordergrund.
Das Menschenbild
In der anthroposophischen Philosophie wird der Mensch mit seinen physiologischen Funktionen in drei Bereiche eingeteilt:
- Der erste Bereich umfasst alle Stoffwechselvorgänge sowie die Gliedmaßen, die der Bewegung dienen. In diesem Bereich überwiegen die Prozesse, die mit dem Aufbau und mit der Wiederherstellung von Funktionen zusammenhängen. Diese Prozesse spielen sich in gesundem Zustand tief im Unterbewusstsein ab.
- Im Gegensatz zu diesem Bereich stehen die menschlichen Sinnesorgane und dem damit verbundenen Nervensystem. In diesem Funktionsbereich spielen sich die Vorgänge des wachen Bewusstseins ab. Kommt es zum Abbau von Sinnesorganen oder Hirnzellen, hat dies einen Auswirkung auf das wache Bewusstsein.
- Die beiden erwähnten, sich gegenüberstehenden Bereiche werden durch einen Dritten verbunden, durch den Bereich , in dem sich die rhythmischen Vorgänge abspielen. Dazu gehören vor allem das Herz-Kreislaufsystem und die Lunge. Dieses Gebiet gleicht die beiden anderen, gegensätzlichen Systeme aus.
Weiterhin beschrieb Rudolf Steiner das Wesen des Menschen als vier „Wesensglieder“, die alle Gesetzmässigkeiten und Zusammenhänge des Lebens enthalten:
- Der „Physische Leib“ ist der sichtbare Körper
- Der „Ätherleib“ ist die Summe der den Körper belebenden Lebenskräfte.
- Der „Astralleib“ ermöglicht Empfindungen und Bewusstsein.
- Das „Ich“ ist das Zentrum der Persönlichkeit.
Diese vier Wesensglieder stehen nicht nur in enger Beziehung zueinander, sondern gleichen sich in Größe und Gestalt. Sie werden erst im Tode voneinander getrennt. Das menschliche Dasein beginnt nicht mit der Geburt und endet nicht mit dem Tod, sondern das „Ich“ des Menschen kehrt aus dem Jenseits wieder auf die Erde zurück, um neue Erfahrungen zu sammeln und bereits erlebte weiterzugeben. Der Mensch ist ein Mischwesen aus Materie und Geist.
Die Grundlage für das Menschenbild in der Anthroposophischen Medizin sind die Forschungsergebnisse Steiners über die Gesetzmäßigkeiten der Schicksalsbildung (Karma) und der Wiederverkörperung des menschlichen Geistes (Reinkarnation). Sie sind auch der Verständnishintergrund für das therapeutische Handeln.
Anthroposophische Heilmittel
Das Konzept der anthroposophischen Medizin kennt für jedes Ungleichgewicht der vier Wesensglieder ein ausgleichendes Mittel.
Die Arzneimittel aus den Naturreichen (Mineral-Pflanzen-Tierreich) werden durch verschiedene pharmazeutische Prozesse dem Menschen ähnlicher gemacht, so dass Selbstheilungskräfte der Wesensglieder angeregt werden können.
Potenzierung (verdünnen)
Durch die umfangreiche Gruppe von potenzierten Heilmitteln in der Anthroposophischen Medizin könnte die Meinung entstehen, diese Medizin sei eine Art von Homöopathie. Im Unterschied zur Heilmittelherstellung in der klassischen Homöopathie wird meistens von Hand geschüttelt, und nicht nach unten, sondern waagerecht (Weleda) oder nach oben (Wala). Die Schüttelzeiten werden den Ausgangsstoffen angepasst, dazu werden die Einflüsse der Tageszeiten und Gestirnkonstellationen berücksichtigt.
Durch verschiedene Potenzhöhen (es werden vor allem Dezimalpotenzen gebraucht) kann dem Heilmittel eine bestimmte Richtung gegeben werden. In der Regel werden nicht höhere Potenzen als D30 gebraucht. Charakteristisch ist die Gliederung der Potenzstufen in drei Bereiche entsprechend der Dreigliederung des Organismus:
- Stoffwechselbereich: D1 bis D6 – tiefe Potenzen
- Herz-Lungenbereich: D8 bis D15 – mittlere Potenzen
- Nerven-Sinnesbereich: D20 bis D30 -hohe Potenzen
Spezielle Präparate sind die „vegetabilisierten“ (wörtlich: verpflanzlichten) Metalle (metallgedüngte Pflanzen, eine Art natürlicher Potenzierungsprozesses durch die Pflanze selbst). Alle Metalle stehen nach der Lehre von Rudolf Steiner mit einem bestimmten menschlichen Organ in Verbindung und lassen sich gleichzeitig dem Mond und den Planeten zuordnen:
Metall | Organ | Planet |
---|---|---|
Blei | Milz | Saturn |
Zinn | Leber | Jupiter |
Eisen | Galle | Mars |
Gold | Herz | Sonne |
Kupfer | Niere | Venus |
Quecksilber | Lunge | Merkur |
Silber | Gehirn | Mond |
Diese Metalle führt man mit Pflanzen zusammen, die mit demselben Organ wie das Metall in Beziehung stehen. Dazu werden Pflanzen mit Metallsalzen gedüngt, später geerntet und anschließend kompostiert. Dieser Kompost wird als Dünger für neue Pflanzen verwendet. Schlussendlich bilden die pflanzliche und metallische Substanz eine Einheit. Auf diese Weise kann das Metall vom entsprechenden Organ aufgenommen werden.
Wirkungsweise
Viele Teilbereiche der anthroposophischen Medizin sind in ihrer Wirkung zu vergleichen mit anderen nichtanthroposophischen Therapieformen, so gibt es, was z.B. künstlerische Therapien betrifft, durch aus auch Ansätze in Kunst- oder Musiktherapie, auch die Komponente der Bewegung, die in der anthroposophischen Medizin Eurythmie genannt wird, findet sich in anderen Medizinsystemen wieder, so z.B. in der TCM mit dem Chi Gong, aber auch in Empfehlungen der Schulmedizin, z.B. in Form von Bewegungstherapie.
Weitere Künstlerische Therapieformen sind in die Fachbereiche Plastik, Malerei, Musik und Sprache untergliedert.
Plastik
Beim plastischen Gestalten werden Denken, Erleben und Handeln in ein neues, lebendiges Wechselspiel gebracht. Gestärkt werden durch diese Behandlung die aufbauenden Kräfte des Organismus. Die Konzentration und Orientierungsfähigkeit wird gefördert.
Malerei
Mit gezieltem Einsatz von Farbe, Bewegung und Form sowie der verschiedenen Techniken und Mittel, der Malerei werden seelische Entwicklungen gefördert und ausgleichende Prozesse auch im Organischen Bereich angeregt.
Auch hier wird wieder die Orientierungs- und Konzentrationsfähigkeit angeregt und Verkrampfungen und Stauungszuständen entgegengewirkt.
Musik
Therapeutisch wird mit Musik inneres Erleben angesprochen und die gestalterische Fähigkeit angeregt.
Sprache
Über die therapeutische Sprach-, Stimm und Atembehandlung wird die Selbstheilungskraft der Persönlichkeit aufgebaut und eingesetzt.
Nebenwirkungen/Vorsichtsmaßnahmen
Weil die anthrosophische Medizin von schulmedizinisch ausgebildeten Ärzten praktiziert wird, kann mit einer seriösen und sorgfältigen Betreuung und Behandlung gerechnet werden. Manchal muss der Kranke selbst entscheiden, ob er sich schulmedizinisch oder im Sinne der anthroposophischen Medizin behandeln lassen will. Manche Menschen wählen den Aufenthalt in einer anthroposophischen Klinik zur Nachbehandlung einer schulmedizinischen Krebsbehandlung.
Grundsätzlich gilt, dass Nebenwirkungen kaum oder gar nicht auftreten und die Therapieverfahren entsprechend ausgewählt werden sollten.
Quellen und Verweise
http://www.deam.de/verfa/00007.htm