Eine Möglichkeit zum Verständnis
des menschlichen Denkens und Agierens sowie der Evolution der Intelligenz stellt das Schaltkreis-Modell des ehemaligen Harvard-Professors Timothy Leary dar.
Dieser Teil von Learys „Info-Psychologie“ besagt folgendes: Im Zusammenhang mit der Entstehung des Lebens auf unserer Erde (und darüber hinaus) bildeten sich verschiedene Gehirn-Ebenen heraus bzw. werden je nach Bedarf von unserer DNS aktiviert. Jeder der acht Gehirn-Schaltkreise (vier irdische, die bei allen menschlichen Wesen existieren, und vier nachirdische) bestehen aus den drei Stufen Informationseingang, Informationsintegration und Informationsübermittlung. „So enthalten die ersten vier Schaltkreise 12 Stufen, die mit der Evolution der Spezies, individueller Entwicklung und den Grundsätzen des Tierkreises zusammenhängen.“ (SHOLLY/APRIO, 11)
Die Umstände, während denen die Stufe eines Schaltkreises aktiv wird, prägt Zeit unseres Lebens den Umgang mit der Welt – sofern wir unser System nicht umprogrammieren. Zum besseren Verständnis folgt nun eine Auflistung der acht Schaltkreise mit den wichtigsten Zusammenhängen:
I. Die larvalen, irdischen Schalkreise
Die Ausbildung dieser Schaltkreise rekapituliert während des Reifeprozesses vom Kind zum Erwachsenen die gesamte Evolution und ermöglicht das Überleben des Gen-Pools, säugetierische Soziobiologie (Hackordnung und Politik) und die Übermittlung von Kultur.
1. Der Bio-Überlebens-Schaltkreis
Er führt uns zu Nahrung und Wärme und fort von Gefahr.
Evolutionsstufe | Amöbe/Fisch/Amphibie | |
Ursprung | vor 3-4 Milliarden Jahren | |
Individuelle Entwicklung | Neugeborenes Kind, Säugling | |
Prägend | Mutter | |
Prägungszentren | Randsystem, vegetatives Nervensystem | |
Psychologische Bezeichnungen | oral (Freud), Empfindung (Jung), natürliches Kind (Berne), reptilisches Gehirn (Sagan), Bewegungszentrum (Gurdjieff) | |
Zodiac | Fisch/Widder/Stier | |
Tarot | Der Narr/Der Magier/Die Herrscherin |
2. Der emotional-territoriale Schaltkreis
Die Programme säugetierischen Ursprungs „vermitteln territoriale Spielregeln, emotionale Tricks, Hackordnung und Herrschafts- bzw. Unterwerfungsrituale.“ (WILSON, 31)
Evolutionsstufe | Säuger/Raubsäuger/Jäger-Sammler | |
Ursprung | vor 500-1000 Millionen Jahren | |
Individuelle Entwicklung | Gehendes Kind | |
Prägend | Vater | |
Prägungszentren | Thalamus, Muskeln | |
Psychologische Bezeichnungen | anal (Freud), Gefühl (Jung), angepasstes Kind (Berne), säugetierisches Gehirn (Sagan), Zentrum für falsche Emotionen (Gurdjieff) | |
Zodiac | Zwilling/Krebs/Löwe | |
Tarot | Die Hohepriesterin/Der Herrscher/Der Hohepriester |
3. Der zeit-bindende semantische Schaltkreis
Er handhabt seine Umgebung und klassifiziert Eindrücke. „Seine Funktion besteht in Erfindungen, Entdeckungen, Berechnungen, Vorhersagen und Übermittlung von Signalen über Generationen hinweg.“ (WILSON, 31)
Evolutionsstufe | altsteinzeitlicher Werkzeugbenutzer / neusteinzeitlicher Werkzeugmacher / Stammes-, Metallzeitalter | |
Ursprung | vor 100000 Jahren | |
Individuelle Entwicklung | Schulzeit | |
Prägend | Menschliche Artefakte und Symbolsysteme | |
Prägungszentren | Linke Grosshirnrinde, rechte Hand, Stimmbänder | |
Psychologische Bezeichnungen | latent (Freud), Vernunft (Jung), Erwachsenen-Ich (Berne), menschliches Gehirn (Sagan), Zentrum für falschen Intellekt (Gurdjieff) | |
Zodiac | Jungfrau/Waage/Skorpion | |
Tarot | Die Liebenden/Der Wagen/Die Kraft |
4. Der sozio-sexuelle Schaltkreis
Dieser Schaltkreis „beherrscht die sexuelle Lust, die lokalen Definitionen von „richtig“ und „falsch“, die Fortpflanzung, die Persönlichkeit des Erwachsenen oder Elternteils (Geschlechtsrolle) sowie die Ernähung der Jungen.“ (WILSON, 31)
Evolutionsstufe | Feudal / National, wenig industrialisiert / Multinational, hochindustrialisiert | |
Ursprung | vor 30000 Jahren | |
Individuelle Entwicklung | Pubertät | |
Prägend | Paarungserfahrungen, Stammestabus | |
Prägungszentren | Linker Cortex, Brüste, Genitalien | |
Psychologische Bezeichnungen | phallisch (Freud), Eltern-Ich (Berne), Falsche Persönlichkeit (Gurdjieff) | |
Zodiac | Schütze/Steinbock/Wassermann | |
Tarot | Einsiedler/Rad des Lebens/Gerechtigkeit |
II. Die nachlarvalen, nachirdischen Schaltkreise
Diese zweite Gruppe der Schaltkreise existieren in den jeweiligen Ausprägungen nur bei Minderheiten und nehmen die zukünftige Entwicklung der Evolution vorweg.
5. Der ganzheitliche neurosomatische Schaltkreis
Er kontrolliert das neurosomatische Geist-Körper-Feedback bzw. somatisch-sinnliche Verzückung und steht im Zusammenhang mit der Fähigkeit zur Selbstheilung. Als Metaphern dienen u.a. Kundalini-Energie, Schlangenkraft oder Intuition.
Evolutionsstufe | Individueller Konsumenten-Hedonismus / Beherrschung des Ästhetischen / Hedonistisch-ästhetische Verkettung | |
Prägend | Biologische oder chemische Yoga-Praktiken | |
Gehirnteil | Rechte Hirnrinde | |
Neurologisch | Kopplung an das Randsystem des ersten Schaltkreises und die Genitalien (tantrisch) | |
Zodiac | Fisch/Widder/Stier |
6. Der kollektive neurogenetische Schaltkreis
Der neurogenetische Schaltkreis lässt sich wissenschaftlich „am besten als genetisches Archiv bezeichnen, das durch die Aktivierung antihistonischer Proteine angeregt wird, die DNS-Erinnerung, die sich bis zur Dämmerung des ersten Lebens zurückschlängelt und gleichzeitig schon die Baupläne für die zukünftige Entwicklung des Planeten in sich trägt“ (WILSON, S. 189f): „Ich bin der, der war und sein wird“ (Ägyptisches Totenbuch). Metaphern sind u.a. das Tao der Chinesen, das „Atman-Bewusstsein“ der Hindus, die „Akasha-Chronik“ der Theosophie, das „phylogentische Unterbewusste“ von Dr. Stanislaw Grof oder die „Gaia-Hypothese“ der Biologen Margulis und Lovelock (vgl. Sheldrake).
Evolutionsstufe | Zugang des individuellen Konsumenten zu Gehirn und elektronischer Technologie / Individuelle Beherrschung von Gehirn und elektronischer Technologie / Neuroästhetische Netzwerke | |
Prägung | Fortgeschrittene Yoga und Bewusstseinspraktiken | |
Gehirnteil | Wahrscheinlich vordere rechte Gehirnhälfte | |
Zodiac | Zwilling/Krebs/Löwe |
7. Der metaprogrammierende Schaltkreis
Dank dieses Schaltkreises ist das menschliche Gehirn in der Lage sich selbst zu erfassen (ICH BIN DER ICH BIN) und Wahlmöglichkeiten zu schaffen. Man erhält also nicht nur Zugang zu allen früheren und primitiveren Schaltkreisen („Sag mir, wer bist Du?“), sondern kann sie auch programmieren, d.h. alte Prägungen löschen und neue Programme kreieren. Metaphern sind u.a. die „Seele“ im Gnostizismus, der „Nicht-Geist“ (wu-shin) in China oder das weisse Licht der Leere im tibetischen Buddhismus.
Evolutionsstufe | Individuelle Handhabung des Gehirns auf dem Wege der Gentechnologie / Individuelle Beherrschung gentechnologischer Information / Elektronische Netzwerke | |
Prägung | Sehr fortgeschrittene Yoga- und Bewusstseinspraktiken | |
Gehirnteil | Vermutlich vorderer Stirnlappen | |
Zodiac | Jungfrau/Waage/Skorpion |
8. Der nicht-örtliche Quanten-Schaltkreis
Alles ist eins.
Evolutionsstufe | Zugang des individuellen Konsumenten zu Nano-Tech / Individuelle Beherrschung / Nanotechnologische Verknüpfung | |
Prägung | Nahtoderfahrungen, ASW | |
Zodiac | Schütze/Steinbock/Wassermann |
Quellen und Verweise
LEARY, Timothy: Info-Psychologie, Handbuch für den Gebrauch des menschlichen Nervensystems gemäß den Anweisungen der Hersteller. Basel, 1991
LEARY / VON SHOLLY / DI CAPRIO: Neurocomic, Basel 1981
WILSON, Robert Anton: Der neue Prometheus, Die Evolution unserer Intelligenz, Hamburg 1987
WILSON, Robert Anton: Cosmic Trigger, Reinbeck 1985
Die Erde ist kein Lebewesen Kritik der Gaia-Hypothese…
Die Gaia-Hypothese, der zufolge die Erde oder die Biosphäre ein Lebewesen ist, ist deshalb unhaltbar, weil (1) zu Fließgleichgewichten führende Rückkoppelungsschleifen, die von den Lebewesen ausgehen, keine hinreichende Bedingung d…
Gute Zusammenfassung des Schaltkreismodells.
In meinen Augen war Leary einer der wichtigsten Menschen des 20.Jahrhunderts.
Leider meist mißverstanden und kriminalisiert
– weil er den Menschen den Gebrauch ihres
Gehirns und die Befreiung aus den uns
umgebenden Niederungen des Samsaras aufgezeigt
hat. Dieses Problem haben alle großen Geister
der Menschheitsgeschichte. Leary hat die
Arbeit Aleister Crowleys fortgesetzt und darf
als Hauptwegbereiter des beginnenden Wasser –
mannzeitalters angesehen werden.
Den Auftrag erhielt er von den Lamas aus dem
Himalaya, die ihm die 24 Thankas der neuro –
genetischen Evolution auf diesem Planeten
überreichten mit dem Auftrag sie ins west –
liche Denken zu übersetzen. Das Ziel ist die
Erreicheng der individuellen Buddhaschaft
und damit die letztendliche Befreiung !
Hare Krishna – Om Shiva !
Sind die Zuordnungen zum Tarot und Zodiac ebenfalls von Timothy Leary selbst?
Hierarchische Sternzeichenzuordnungen halte ich immer für problematisch.
Ich denke nicht, dass es bei den Zuordnungen um eine Form der Hierarchie geht, sondern nur um spezifische Qualitäten, die möglicherweise durch Analogien verdeutlicht werden sollen.
Aber da entsteht automatisch eine hierarchische Zuordnung. Die Schaltkreise bauen aufeinander auf, der erste bildet die Voraussetzung für den zweiten usw.
Wie kann ich (als Fische-Geborener) nun die Zuordnung zum ersten und zum fünften Schaltkreis pragmatisch anwenden? Ich sehe da erstmal keine besondere Konvergenz. Das scheint mir ehrlich gesagt ein bisschen erzwungener Eklektizismus zu sein, der an der eigentlichen Sache vorbeigeht. Leary selbst hat die Schaltkreise verschiedenen (meist exogenen) Neurotransmittern zugeordnet, genauer wäre vielleicht eine Zuordnung zu den entsprechenden Rezeptoren, aber soweit war er damals wohl noch nicht.
Ich bin dem Link gefolgt zu dem Buch „Neurocomic“ und es ist entgegen Ihrer Quellenangabe nicht von „LEARY / VON SHOLLY / DI CAPRIO“ sondern nur von den letzten beiden und trägt den Namen „Timothy Leary“ lediglich als Untertitel.
Obwohl ich kein umfassender Leary-Kenner bin, war mir sofort klar, dass diese Zuordnung keiner Primär-Literatur entnommen worden sein kann. Auch als Astroligie-Interessierter sehe ich, dass die Sternezeichen lediglich immer drei hinereinander folgende sind, und nicht etwa anhand des Elements zugeordnet sind. Somit wäre es wohl eher eine Zuordnung zu den vier Jahreszeiten als zu den Sternzeichen.
Entschuldigen Sie mein Nachhaken, aber es ist mir ein Anliegen, die Arbeiten von Leuten, die sich auf das dünne Eis zwischen Wissenschaft und Spiritualität gewagt haben, und dabei seriös und genau vorgingen oder noch vorgehen, (wie etwas Leary, McKenna, Sheldrake) ein wenig von der Flut pseudowissenschaftlicher Publikationen abzugrenzen und in Schutz zu nehmen. Als Mystiker darf mensch in Rätseln sprechen, unscharf, mehrdeutig und paradox bleiben. Wer sich in das Feld der Wissenschaft begibt, muss genau und vorsichtig in Beobachtung, Hypothesenbildung, und Beweisführung (und Quellenangaben 😉 ) sein. Wer das nicht möchte, kann transzendente Erfahrungen auch über surreale Gedichte oder Koans vermitteln. 😉
Liebe Grüße!
Es geht doch nur um das Gehirn, so what!“
Schlicht und genial von Tim. Du hast nur den 6. (Meta-Programmierenden) mit dem 7. Neuro-Genetischen) Schaltkreis vertauscht. Smile.
Es geht im wesentlichen heute doch um einen ganzheitlichen Ansatz in der Gehirnforschung.
Vielmehr um die die Wechselwirkung vor allem des Cortex mit den restlichen Hirnarealen –> die dabei vorherrschende Bedeutung der Grauen und Weißen Nervenzellen. Sowie der sich ständig entwickelnden Kommunikation zwischen den beiden Gehirnhälften. Dieser dynamische Prozess innerhalb eines Menschenlebens bestimmt vor allem unser Bewusstsein – formt unsere Persönlichkeit. Trotz der von mir sehr geschätzten Pionierarbeit Timothy Leary’s – möchte ich doch anmerken, dass wir es heute in unseren Denkmodellen weniger mit einer Hierarchie von Schaltkreisen im Denkapparat zu tun haben – vielmehr können wir diese Muster mit Methoden hin zu einem ‚wartex-ringstead‘ in der Wahrnehmung durchbrechen. Auf diese Weise unsere Hirnareale schneller miteinander verbinden – Gedankengänge optimieren und Emotionen in ihrer Entstehung bewußter erleben und sie wiederum positiv mit unseren rationalen Denkabläufen und einem daraus resultierenden ganzhetlichen Körperbewußtsein zu synchronisieren.
Hätte sich z. B. seinerzeit T. Leary‘ mit den staatlichen Behörden etwas flexibler verhalten, wäre er sehr wahrscheinlich nicht einen Großteil seines Lebens inhaftiert gewesen. Er hätte in Freiheit mit Sicherheit seinerzeit vermehrt zu einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung beitragen können. Entsprechend neigt aus meiner Sicht insgesamt das `Schaltkreismodell´ leider auch zu rigiden Strukturen – insbesondere bezüglich dem Handeln einer Person – darüber hinaus grenzt es die verschiedenen Schaltkreise sehr undurchlässig auch untereinander zu sehr voneinander ab –> dabei ist auch die etwas statische Zuordnung zu den Tierkreiszeichen nicht besonders innovativ.
Insgesamt sehe ich heute eher fließende, arealübergreifende Gedankenabläufe hin zu einer tragenden Bewußtseinserweiterung. Sie sind für eine gesunde Entwicklung eines ganzheitlichen auch spirituellen Körpergefühls von essentieller Bedeutung – auch zudem ganz legal ohne Fremdsubstanzen zu erreichen. Dabei sind wir vor allem im Kern unabhängig von jeglichen Dogmen aus irgendeiner Religion –> Gehirne entwickeln sich am besten in einer angstfreien, suggestionslosen Umgebung –> hin zu einer ganzheitlich Denkenden und fühlenden Persönlichkeit die in ihrem Bewußtsein nach allen Seiten entwicklungsfähig bleibt. Die `Klugheit´ bleibt dadurch als hohes Gut erhalten –> nämlich in jeder Lebenssituation ohne sich groß in Gedankengänge verlieren zu müssen stets das Richtige zu tun.
– LG – von JM
timothy leary? da war doch was … grüße aus der hermetischen garage