Die Wissenschaftsjournalistin Lynne McTaggart hat nach ihrem Buch „Das Nullpunktfeld“ ein weiteres, ebenso breit aufgestelltes verfasst: „The Bond. Die Wissenschaft der Verbundenheit“. Dabei wirkt „The Bond“ wie eine Ergänzung zum „Nullpunktfeld“, denn es zeigt auf, dass in dem Meer namens „Nullpunktfeld“ alles miteinander verbunden ist. Zugleich zeigt McTaggart auch, wie sich diese allumfassende Verbundenheit äußert. Eines der vielen wissenschaftlichen Themenfelder in „The Bond“ ist das, was „geistiges Heilen“ genannt wird.
Dichter wie Rumi und Philosophen wie Martin Buber wussten: es gibt einen Raum zwischen „Ich“ und „Du“. Und der ist vielfältig, wie Lynne McTaggart den Komponisten Debussy zitiert: „Musik ist der Raum zwischen den Noten.“ Nun zeigt die Wissenschaft, dass dieser Raum, in dem Beziehung und somit Verbundenheit entsteht, kein Produkt der Phantasie oder philosophischer Gedanken ist, sondern dass es ihn tatsächlich gibt. Jeder, der an einem Workshop oder an einer Reiki-Gruppe teilgenommen hat, weiß: ein gemeinsames Ziel oder Tun erzeugt einen gemeinsamen Raum, der alle miteinander und untereinander verbindet. Das „Wir“-Gefühl entspricht einer Verbindung, die sich sogar in den Gehirnwellen aller Gruppenmitglieder ausdrückt.
Ein Geheimnis davon liegt in den Emotionen der Teilnehmer, die nicht isoliert im Einzelnen auftauchen und stattfinden, sondern aus der Interaktion aller entstehen. Emotionen sind, wie McTaggart schreibt: „ein komplexes Zusammenspiel zwischen uns selbst und allen anderen …, mit denen wir in Kontakt stehen.“
Der Kontakt mit der Welt geht derart tief, dass mittlerweile als gesichert gelten kann, dass Gene von der Umwelt aktiviert werden, wie die Autorin schreibt: „Das Geflecht zwischen einem Lebewesen und seiner Welt, die Beziehung, die wir miteinander und unserer Umwelt haben, ist die stärkere erbliche Kraft … Die Umwelt außerhalb < KURSIV unseres Körpers entscheidet über die Umwelt im Inneren. < KURSIV Wir werden geschaffen durch ein … Gleichgewicht von Einflüssen innerhalb und außerhalb unserer körperlichen Grenzen.“ Somit ist jeder das Produkt der Welt, in der er lebt und seiner Reaktionen auf diese Welt. Nicht allein die Gene entscheiden, wie jemand wird, sondern Umwelteinflüsse und die jeweilige innere Reaktion auf diese. Die körperliche Reaktion wiederum ist eng mit der Psyche verbunden. Doch die seelische Gestimmtheit ihrerseits wird durch Sonne und Mond beeinflusst, sogar durch die Planeten des Sonnensystems.
Lynne McTaggart beschreibt, was es an erstaunlichen Forschungen zu diesem Spektrum an Einflüssen gibt und räumt ein, dass dies fast „wie eine wissenschaftliche Version von Astrologie klingen“ mag, aber nicht schwer zu verstehen sei, „wenn wir uns selbst als Teil eines größeren planetaren Zusammenhangs wahrnehmen.“
Generell ist „Zusammenhang“ eines der Zauberwörter in diesem Buch. So zeigt die Autorin neben faszinierenden Forschungen aus einem breiten Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen, am Unterschied zwischen der westlichen und der asiatischen Sichtweise auf, dass und inwiefern der Mensch gedeiht, wenn er seiner eigentlichen Natur folgen und in eine Gemeinschaft eingebunden leben kann. Nicht umsonst war in alten Kulturen die Verbannung, der Ausschluss aus der Gemeinschaft eine der schlimmsten Strafen, die es gab.
An zahlreichen Beispielen aus der Biologie zeigt die Autorin, dass Darwins Theorie vom Überleben des Stärksten, die als Triebfeder der Evolution galt, inzwischen widerlegt ist: es gibt reichlich Forschung zum Thema, deren Ergebnissen zufolge vielmehr jene überleben, die sich am kooperativsten verhalten.
Folgerichtig ist „The Bond“ ein Plädoyer gegen die „Atomisierung unserer Gesellschaft“; Lynne McTaggart legt dar, wie verheerend dieser Trend ist und warum. Doch sie belässt es nicht dabei, sie stellt alternative Modelle vor, wie eine „neue Nachbarschaft“ und ein „Schneeballsystem des Glücks“.
Wichtig zum Verständnis dessen, was in der Verbindung von Heiler und Klient sich wie ereignen kann, sind die in „The Bond“ durchgängig von der Autorin zitierten Forschungen zu Gehirn und Herz. Permanent drücken sie aus, wie rasch und stark Verbindungen zwischen Menschen entstehen können und welche Auswirkungen das haben kann: Stichwort „Synchronisation“, Gleichklang. Jeder, der heilend tätig ist, wird bestätigen, was die Wissenschaftskournalistin McTaggart in ihrem begeisternden Buch immer wieder hervorhebt: wie wichtig es ist, „heilende Gedanken zu senden“ und wie unabdingbar „die Kultivierung einer unspezifischen altruistischen Liebe“ ist. Die Effekte auf Sender und Empfänger sind messbar. Sie entsprechen zudem einer Meditationspraxis des tibetischen Buddhismus.
Lynne McTaggart erläutert sogar ein Phänomen, das vielen aus der Arbeitswelt bekannt sein könnte: die Stimmung in einer Firma und wovon die im Extremfall abhängen kann. Daran zeigt sich erneut, wieviel und wie großen Einfluss der Einzelne auf das gemeinsame Umfeld ausübt, sogar, ohne sich dessen bewusst zu sein. Umso besser, wenn die Lektüre dieses Buches zu einem geschärften und ermutigten Bewusstsein dafür verhilft!
Einschätzung der Redaktion des Reiki Magazin: Eröffnet neue Horizonte!
Goldmann Verlag, 2017, 448 Seiten, 10,99 Euro
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