Heute findet wieder an vielen Punkten dieser Erde der Welt Tai Chi Tag statt, zum vierzehnten Mal. Zeit für einen kleinen persönlichen Rückblick in Sachen Wu Shu sowie Impressionen im Tai Chi Tag im Schöntal Aschaffenburg.
Heute morgen habe ich mir meinen Bericht über den Tai Chi Tag 2010 in Aschaffenburg angeschaut. Zwei Jahre sind vorbei seit damals. Was hat sich verändert?
Zweieinhalb Jahre Tai Chi Chuan
Zum einen für mich die Qualität meiner Praxis und Verständnisses des Tai Chi Chuan. Damals konnte es mir nicht schnell genug gehen, heute gehe ich nach jedem Training nach Hause mit dem Gefühl: Wow, war das wieder toll. Das chinesische Schattenboxen hat mich Geduld gelehrt. Natürlich brennt in mir weiterhin Feuer, aber ich bin einfach relaxter geworden.
Die gesundheitlichen Auswirkungen sind deutlich spürbar: Ich hatte im letzten halben Jahr gerade mal ein paar Tage, wo ich meine alten Rückenschmerzen ein wenig spürte – und natürlich war dies genau in einer Phase, wo ich viel um die Ohren hatte, aber in Maries Tai Chi Schule Ferien waren, so dass ich weniger praktizierte. Ansonsten geht es mir rückentechnisch super. Dabei bin ich mir bewusst, dass ich meiner Trainerin Marie und ihrem tiefen Verständnis von Zusammenhängen in Bezug auf Körperhaltung viel zu verdanken habe.
Wir haben anderthalb Jahre gebraucht, bis wir die 24er-Form (die „Peking-Form“) komplett gelernt hatten. Seitdem sind wir dabei, diese zu vertiefen. Es ist genau diese Vertiefungsarbeit, die intensive Konzentration auf Details, die mir meine Haltung, meinen Körper, immer mehr bewusst werden lassen. Früher hielt ich dies für einen Nachteil am Yang-Stil, aber die Arbeit von Marie hat mir klar gemacht, welches Geschenk es sein kann. Mir ist dabei bewusst, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis die Peking-Form in ihrer Tiefe weitgehend sitzen wird. Und man wohl sein ganzes Leben lang daran arbeiten kann und immer noch Neues entdeckt.
10er Form und Push Hands
Seit Anfang dieses Jahres war mir klar, dass ein Mal die Woche Tai Chi Chuan zu wenig ist. Sicher, ich übe auch immer wieder zu Hause, aber das Training geht natürlich tiefer. So habe ich an einem Montags-Kurs teilgenommen, bei dem die 10er-Form (die „Hotelzimmer-Form“) unterrichtet wurde. Es war an sich ein Kurs für Einsteiger, eine Fortbildung für MitarbeiterInnen der Arbeitsagentur. Für mich kam es allerdings genau richtig. Anhand der 10er-Form wurden mir einige Dinge klar, die ich dann auch wieder in die 24er integrieren konnte – während ich dank der 24er natürlich alle Bestandteile der 10er-Form bereits kannte. Insofern konnte ich mich, während die Einsteiger an den Basics arbeiteten, um meine eigenen Baustellen kümmern. Und insofern war es für mich kein Problem, als mittlerweile Fortgeschrittener unter Anfängern zu üben.
Der 10er-Kurs ist nun vorbei. Ab Montag beginnt ein dreimonatiger Kurs in Push Hands. Ich hatte diese Anwendungsform ja erstmals beim Tai Chi Tag 2010 gesehen und war sofort völlig heiß darauf. Marie hat uns klar gemacht, dass erst einige Haltungs-Basics sitzen müssen, bevor ein Training mit Push Hands Sinn macht. Da Push Hands den Kampfkunst-Aspekt von Tai Chi Chuan betont, freut sich der Krieger in mir natürlich sehr darauf. Und ich bin mir klar darüber, dass das Push Hands Training wiederum Lernerfahrungen in Sachen Haltung bietet und damit auch meiner Gesundheit wieder zu Gute kommt.
Wing Tsun Episode
Ach ja: Ich hatte kurzzeitig nochmals meiner alten großen Liebe Wing Tsun gefrönt. Thomas Schrön bietet dies in Aschaffenburg an und ist als Inhaber des siebten Meistergrades und ehemaliger Cheftrainer von Schloß Langenzell absolut kompetent. Im Training stellte ich fest, dass sich einiges verändert hat. Blitz Defense ist neu dabei und die Theorie hinter WT wurde weiter entwickelt. Die Siu Nim Tau konnte ich sowieso noch grundlegend, Cham Kiu musste ich wieder neu lernen und ich durfte auch bald wieder im Chi Sau Training einsteigen. Das Training war so wie von früher her gewohnt: Volle Kanne. Allerdings traten dann massive Rückenprobleme auf und nachdem ich einmal draussen war, packte ich es nicht wieder hin.
Ich stellte fest, dass sich Wing Tsun für mich überholt hatte; lernte den Gesundheitsaspekt des Tai Chi und die Art des Trainings von Marie mehr zu schätzen. Und konnte nach 25 Jahren endlich WT loslassen und mich ganz auf Tai Chi Chuan einlassen. Insofern war dieses Intermezzo sinnvoll.
Neues zu Art of Tai Chi Chuan
Auch in der Schule „Art of Tai Chi Chuan“ hat sich einiges getan. Nach ihrem Weltmeistertitel 2007 hat Marie Hock-Westhoff 2012 in Hongkong Gold in der Peking-Form sowie Bronze in der Schwerform geholt. Dazu hat sie das Gütesiegel des Deutschen Dachverbandes für Qigong und Taijiquan e.V. (DDQT) erhalten. Und die Schule hat sich vom Kampfsportzentrum Samurai gelöst, so dass ab kommenden Sommer alle Gruppen in der Ludwigstraße zu Hause sind.
Welt Tai Chi Tag 2012
Heute war und ist noch der Welt Tai Chi Tag 2012. Von 10 bis ca. 11.30 Uhr standen wir am Blauen Klavier im Park Schöntal, Nähe City-Galerie, in Aschaffenburg und zeigten einige Formen. Neben der Schule von Marie Hock-Westhoff war auch wieder die Schule von Gudrun Geibig dabei. Wir demonstrierten die Peking-Form, die 48er, die 10er und die Schwertform. Die Schule von Gudrun neben der Grundform auch Schwert, Fächer, Langstock und Push Hands. Wie jedes Jahr blieben Passanten stehen und schauten uns zu. Insofern war es natürlich auch eine Werbung für Tai Chi Chuan.
Und hier weitere Fotos, die meisten mit Dank an Tilo Wieczorek:
Weitere Fotos kommen noch, einfach wieder vorbeischauen. Weitere Fotos im Facebook-Album von Art of Tai Chi Chuan.