Wege der Ganzwerdung

Wenn der Sinn für Ordnung zwanghaft wird

Der Sinn für Ordnung und Sauberkeit kann zwanghaft sein, Foto:© fhmedien_de - Fotolia.com

Solange man nur auf Ordnung achtet, ist alles im Lot. Wird der Ordnungswahn aber zur Besessenheit und erzeugt Leidensdruck, ist eine Erkrankung gegeben. Ordnungszwang und andere Zwangserkrankungen gehren zu den häufigsten Zwangsstörungen. Diese sind als neuropsychiatrische Erkrankungen bekannt.

Zwang zur akribischen Ordnung

Ein Ordnungszwang kann sich beispielsweise im ständigen Zurechtrücken oder Abwischen von Wachstuch und Tischdecken äußern. Aus einem inneren Impuls heraus rückt man zwanghaft Bleistifte und Radiergummis in bestimmte Winkel zueinander und ordnet sie an einem festen Platz auf dem Schreibtisch an.
Ob eine zwanghafte Persönlichkeit besteht oder nicht: Eine Zwangserkrankung belastet den Betroffenen schwer. Die meisten Betroffenen werden von zwanghaften Gedanken und Handlungen heimgesucht und können nichts dagegen machen. Man kann allerlei sinnlose Befürchtungen, Grübelzwänge oder Vorstellungen entwickeln, die mit der Zwangsstörung einhergehen.

Der Ordnungszwang

Der Ordnungszwang gehört zu den häufigsten Störungen dieser Art. An Stelle eins steht der zwanghafte Reinigungstrieb, an Stelle zwei die triebhafte Aggression gegen sich und andere, an Stelle drei bereits der Ordnungszwang. Es kann hier eine große Auswahl an Möglichkeiten angenommen werden, seinem Ordnungszwang zu erliegen.
Unterlässt man die vom eigenen Inneren diktierte Zwangshandlung, geht es einem schlecht. Man leidet an innerer Spannung oder massiven Ängsten. Führt man die Zwangshandlung dann aus und rückt das Tischtuch gerade, geht es einem aber nur kurzfristig besser. Der nächste Zwangsmoment stellt sich sofort ein. Daraus kann ein zwanghaft wiederholtes Ritual oder eine immer gleich ausgeführte Ritualabfolge werden.

extreme ordnung

Der Sinn für Ordnung und Sauberkeit kann zwanghaft werden

Beim Ordnungszwang versucht man also immer wieder, eine bestimmte Ordnung oder Symmetrie herzustellen, indem man an der Wachsdecke zupft und die Gegenstände in einem Raum exakt ausrichtet. Als Erkrankung erkennt man solche Phänomene, wenn sie sich über längere Zeit manifestiert haben und auch gegen den inneren Widerstand des Patienten bestehen bleiben. Der Patient ist sich seiner Handlungen durchaus bewusst, kann aber gegen den inneren Zwang nicht viel ausrichten. Er empfindet nach Nachgeben nicht als angenehm, sondern nur kurzfristig als eine gewisse Entlastung und Erleichterung.
Dann aber wiederholt sich das Muster, unzählige Male am Tag und ohne dass der Ordnung etwas Substantielles in die Quere gekommen wäre. Manche Zwänge bestehen in Kombination mit einer Schizophrenie, andere können mit Angststörungen verbunden sein.

Wohl geordnet oder dauerhaft im Ordnungskäfig?

Zwangsstörungen werden als eine Art Fremdkörper im eigenen Leben begriffen. Im Unterschied dazu ist die zwanghafte Persönlichkeit zu sehen, die als völlig vereinbar mit der Person verstanden wird. Eine kurzfristig auftretende Zwangsstörung, die man alleine wieder in den Griff bekommt, ist psychiatrisch nicht auffällig.
In manchen Lebensphasen kann ein zunehmender Drang nach äußerer Ordnung auf eine innere Unordnung hinweisen. Kommt man wieder in die emotionelle Balance, verschwindet die vorübergehende psychische Zwangsstörung von selbst wieder. Ob etwas eine seltsame Macke ist oder ob der innere Zwang sich zu einer gravierenden Zwangstörung auswächst, hat der Kranke nicht immer in der Hand. Die meisten Neigungen zu Zwangserkrankungen sind bereits Jahre vorher bemerkbar, werden aber als Macken abgetan. Die Betroffenen empfinden selber den Ordnungszwang als sinnlos, müssen ihm aber dennoch nachgeben.
Die Ursachen für einen Ordnungszwang oder andere Erkrankungen dieses Formenkreises sind vielfältig. Sie können in einer zu behüteten Kindheit und überaus peniblen Eltern ebenso zu suchen sein wie in unverarbeiteten Erlebnissen in Bezug auf das Sterben, eine Scheidung oder ein nicht akzeptiertes Beziehungsende. Man glaubt, dass Zwangshaltungen aufgrund bestimmter Ängste als Kompensationsmuster entstehen, das sich dann selbständig macht.
Zwangsstörungen wie der Ordnungszwang können Folgen einer psychiatrischen Grunderkrankung sein.

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